VORWORT zur Kadenz
zum „Konzert op.3 für Kontrabass und Orchester op.3“ von Serge Koussevitzky
Jeder Instrumentalsolist spielt bei einem Vortrag eines Solokonzertes gern eine
„solistische Kadenz“!
So hat er Gelegenheit, aus dem musikalischen Angebot der vorliegenden Komposition, in der Kadenz“ seine Virtuosität und seinen musikalischen Geschmack zu zeigen.
Die Geschichte zeigt, dass die Komponisten auch öfter die Interpreten ihrer Konzerte waren. Noch im 18. Und 19. Jahrhundert wurden „solistische Kadenzen“ einfach improvisiert. Heute spielt man meistens vorgefertigte Kadenzen, die entweder vom Komponisten selbst, oder von einem Interpreten oder von einem anderen Composer geschrieben wurden.
Schon als Student improvisierte ich mit großer Freude eigene Kadenzen.
Im Herbst 2018 sprach mich mein Kollege Herr Rainer Hucke, 1. Solokontrabassist des Gewandhausorchesters zu Leipzig wegen geplanter Solokonzerte in Leipzig und Boston an, die der amtierende Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons dirigieren soll.
Das Konzert für Kontrabass im Konzert für „Kontrabass und Orchester op.3“ von Serge Koussevitzky“ wollte Herr Hucke mit einer Kadenz spielen!
Da dieses Konzert zum engsten Repertoire jedes Kontrabassspielers gehört, aber leider keine Kadenz besitzt, wurde mir der Wunsch nach einer Kontrabasskadenz in diesem Konzert angetragen.
Bei der Durchsicht der Partitur kam für mich nur eine Stelle im 3. Satz in Frage. Gründe sind dafür die komponierte Form, und vor allem die melodische und harmonische Entwicklung. Außerdem verwendet Serge Koussevitzky im 3. Satz dieses Konzertes viel thematisches Material des 1. Satzes. Durch den formalen Bau der Komposition und dem harmonischen Verlauf bietet sich das Einfügen einer Kadenz nach dem Takt 72 an.
Da ich selbst Kontrabass studiert habe und bis zu meiner Pensionierung stellv. 1. Solokontrabassist im Leipziger Gewandhausorchester war, habe ich eine „solistische Kadenz“ geschrieben, die das vorgegebene musikalische Material verwendet, gut spielbar ist, und der Musizierlust des Solisten entgegenkommen sollte. Diese Kadenz kann natürlich nur in Solostimmung gespielt werden!
Besonders bedanke ich mich bei dem Verlag „Ricordi“ in Mailand, der meine komponierte Kadenz prüfte und damit das grüne Licht für einen Druck beim Musikverlag INTERMEZZO (Berlin) gab.
Allen Kontrabassisten wünsche ich viel Vergnügen an dieser Kadenz!
Rainhard Leuscher