Vorwort des Komponisten Matthias Drude

„Die dreifache Schnur“ – für Akkordeon und Orgel

Einen Werktitel zu finden, der über bloße Gattungsbezeichnungen wie z. B. Sonate hinaus-geht, fällt mir regelmäßig schwer.
Der Titel „Die dreifache Schnur“ geht auf eine Anregung der Hamburger Organistin Kerstin Petersen zurück, nachdem die Musik bereits komponiert war. Bei der Beschäftigung mit der Komposition kam ihr Prediger Salomo 4, 12 in den Sinn, ein Text, der oft bei Trauungen gelesen wird. Hier die Luther-Übersetzung der Stelle ab Vers 9:

09: So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre
Mühe.
10: Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn
er fällt!
Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft.
11: Auch, wenn zwei beieinanderliegen, wärmen sie sich; wie kann ein Einzelner warm
werden?
12: Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache
Schnur reißt nicht leicht entzwei.

Wer sich nicht durch außermusikalische Inhalte beeinflussen lassen möchte, kann sich auch gern an die Bezeichnung „Sonate“ halten: Von den beiden Themen, die den Instrumenten zunächst getrennt zugeordnet werden, ist das erste in d-phrygisch inspiriert durch mein eigenes Nocturne für Violine und Akkordeon (1990, ADU-Verlag).

Das Werk „Die dreifache Schnur“ wurde im Oktober 2018 durch Eva Zöllner (Akkordeon) und Kerstin Petersen (Orgel) in Leipzig uraufgeführt.