Kammeroper in 3 Teilen
Aufführungsdauer ca. 110 min
Libretto: Hugo von Hofmannsthal
Musik: Helge Jörns

Besetzung:
Graf Prampero………(Stammgast)……………..Bass
Gräfin Prampero………………………………,,,,,,,,..Sopran
Benedetto……………(Kaffehausbesitzer)…,,…Bassbariton
Teresa………………..(eine Anwohnerin)……,,…Sopran
Florindo……………………………………….,,,,,,,,,,,,,…Bariton
Die Unbekannte………………………………………..Mezzosopran
Lavache……………..(Schriftsteller)………………..Tenor
Paretti………………..(Wucherer)…………………….Tenor
Der Abbate……………………………………………..…Bass
Billard- und Schachspieler…………………………Herrenchor (zumindest 2 Trios)
Tofolo (eine Bedienung)…………………………….Statist
(Gäste im Kaffeehaus..………………………………Statisten)

Instrumente (Kammerorchester):
Bläserquintett (Fl,Ob,Kl,Hrn,Fg), Klavier (Dirigent ad lib.), Cembalo, Streichquintett (V1,V2,Va,Vc,Kb, solistisch oder ad lib. 5-4-3-3-1)

Ort der Handlung (lt. Hofmannsthal zu Beginn des Librettos):
wörtlich: „Ein Platz in Venedig, der im Hintergrund an die offene Lagune stößt. Nach links vorne geht eine kleine enge Gasse mit einem Bogen überwölbt, ebenso geht rechts eine schiefe schmale Gasse. Im Erdgeschoss eines Eckhauses links ist ein Kaffeehaus, das erleuchtet ist und worin einige Gäste Billard spielen; vor diesen stehen kleine Tische im Freien. Der Platz ist mit Laternen erleuchtet. In einem kleinen Haus, das mit einer Seite in dem Gässchen rechts, mit einer gegen den Platz heraussteht, ist im ersten Stock ein Zimmer erleuchtet.“

Sujet:
Florindo (Casanova), zum Zeitpunkt Teresa versprochen, wird von der Unbekannten, einer maskierten, sehr starken Frau, zu Aussagen und Handlungen verführt, die ihn um Vermögen und seinen Stolz bringt. Dabei kommt Florindo nicht zu „seinem Ziel“. Unbekannt, wie die Unbekannte in die Szene gekommen ist, verschwindet sie auch wieder unbekannt und lässt Florindo brüskiert zurück.
Genesis:
Hofmannsthal schrieb diese Casanova – Komödie in den Jahren 1909-10. Als Libretto bot er den Stoff 1911 Richard Strauss an, der sich in einem Brief vom 17. April 1911 „sehr interessiert an dem Stoff“ zeigte. Wegen der Sujetähnlichkeit zum Rosenkavalier blieb das Florindo – Libretto jedoch unbearbeitet. Strauss war bis zu seinem Tod Förderer und väterlicher Freund von Fritz Lehmann (Dirigent). Nach dessen Tod (1956) fand ich als Lehmanns Patenkind in seiner Bibliothek das Libretto. Wie Florindo zu Fritz Lehmann kam, bleibt (wie die Unbekannte) unbekannt. (Helge Jörns)

Helge Jörns
Seine Kindheit und frühe Jugend verlebte der Sohn des Komponisten Helmuth Jörns in Mannheim. Bereits 1956 bis zum Abitur 1962 arbeitete er als Organist und Kantor im hessischen Alsfeld. Bis 1966 studierte er an der Nordwestdeutschen Musikhochschule, Detmold Komposition und Dirigieren sowie am Tonmeisterinstitut mit den Instrumentalhauptfächern Klavier und Cello. 1966 wechselte er nach Berlin und studierte bis 1971 Musikwissenschaft an der dortigen Technischen Universität. Von 1966 bis 1997 arbeitete er als Erster Tonmeister beim RIAS Berlin mit über 300 Schallplatten- bzw.CD – Produktionen sowie 1967-1971 als Musikrezensent für die Tageszeitung DIE WELT. 1968 bis 1982 spielte Jörns als Cembalist im Amati-Ensemble Berlin und nahm 1971 eine Lehrtätigkeit für Komposition und Kontrapunkt als Nachfolger Ernst Peppings an der Kirchenmusikschule des Evangelischen Johannisstifts in Berlin-Spandau auf.
1978 wechselte er als Dozent für Komposition und Tonsatz an die Bischöfliche Kirchenmusikhochschule Berlin (Referat Kirchenmusik des Erzbistums Berlin), eine Stelle, die er bis 1988 innehatte. Gastprofessuren führten ihn überdies nach Melbourne, Sydney, Helsinki, Istanbul und Ankara. In den Jahren 1994 bis 1997 wirkte er als 1. Tonmeister bei DeutschlandRadio Berlin und widmet sich seither ausschließlich dem Komponieren.

Hugo von Hofmannsthal
wurde am 1. Februar 1874 in Wien geboren. Als behütetes und einziges Kind seiner Eltern erhielt Hofmannsthal eine äußerst sorgfältige Bildungsförderung. Der Umgang mit Büchern und der Besuch des Theaters waren die Hauptbeschäftigung des Kindes, das seine Lebenserfahrung aus den Lektüreerlebnissen zog und sich „frühgereift und zart und traurig“ die Welt lesend und träumend antizipierte. Die überragende Kenntnis der europäischen Literatur war die Grundlage von Hofmannsthals Schaffen. Zugleich forderte das auch belastende Erbe der Tradition sein Schreiben zu immer neuen Metamorphosen und modernen Transformationen heraus. Nach dem Abitur studierte er zunächst Jura, nach seinem Militärdienstjahr wechselte er 1895 zur Romanistik, deren Studium er mit einer Promotion abschloss. 1902 erschien der wohl folgenreichste Text Hofmannsthals, „Ein Brief“ (bekannt als ‚Brief des Lord Chandos’), der mit seiner radikalen Sprachskepsis zu Recht als Gründungsmanifest der Moderne gelesen wird. Zugleich gelang Hofmannsthal der Durchbruch zur „großen Bühne“ mit seinen durch Nietzsche und Freud inspirierten Neubearbeitungen antiker Tragödien (vor allem „Elektra“ 1903). Die Zeit nach der Jahrhundertwende ist in Hofmannsthals Schaffen gekennzeichnet durch die Bemühung um die nichtsprachlichen Künste: Ballette, Pantomimen, später Filmdrehbücher und vor allem die Oper. Hierher gehört die bis zu seinem Tod dauernde Verbindung mit Richard Strauss (1864-1949), für den er zahlreiche Opernlibretti schrieb („Der Rosenkavalier“, „Ariadne auf Naxos“, „Die Frau ohne Schatten“, „Die ägyptische Helena“, „Arabella“), und die mit Max Reinhardt (1873-1943), mit dem er in den zwanziger Jahren die Salzburger Festspiele begründete. Max Reinhardt hat auch viele von Hofmannsthals Theaterstücken inszeniert, so nach dem Weltkrieg die Komödien „Der Schwierige“ und „Der Unbestechliche“. Hofmannsthals Romanprojekte, besonders der bedeutende Romanentwurf „Andreas“, blieben alle unvollendet und sind erst posthum
eschienen. Hofmannsthal starb am 15. Juli 1929 in Rodaun.