Dr. Jekyll und Mr. Hyde – frei nach Robert Louis Stevenson
Musik: Andreas Breiter
Libretto: Thomas Gsteiger und Bronislav Roznos
Henry Jekyll ist ein anständiger und wohlangesehener Arzt in London. Doch etwas scheint nicht zu stimmen. Die sensible Hausangestellte Maggie nimmt als erste die unheimlichen Vorgänge wahr. Ihre Verwirrung steigt noch mehr, als sie einer widerwärtigen Person, in deren Etablissement offensichtlich ein Sexualdelikt begangen wurde, Geld bringen muss.
Unvermittelt tritt ein gewisser Mr. Hyde seine Assistenzdienste im Hause Jekyll an. Maggie wird von seinen unverhüllten Avancen gleichzeitig abgestoßen wie fasziniert.
Als ein prominenter Parlamentarier grausam erschlagen wird, fallen alle Verdachtsmomente auf Hyde. Dem Polizeikommissar und Freund Dr. Jekylls, Utterson, fällt die Untersuchung des Falles zu. Für ihn ist es unvorstellbar, dass der ehrbare Arzt etwas mit dem Verbrechen zu tun haben könnte. Maggie hingegen ahnt die Zusammenhänge, doch gelingt es ihr immer weniger, sich der erotischen Faszination von Hyde zu entziehen.
Robert Louis Stevenson schrieb seine berühmte Erzählung im viktorianischen England des vorigen Jahrhunderts. Er behandelt das Aufscheinen des Sexuellen in der leicht bigotten und prüden Gesellschaft als Einbruch des Unheimlichen und Monströsen. Interessant ist aber, dass Stevenson Hyde durchaus nicht als primär hässliches Ungeheuer sieht, wie es uns zahlreiche billige Verfilmungen glauben machen wollen. Hyde – als noch nicht voll entwickelte böse Seite von Jekyll – ist durchaus jung und rätselhafte Weise anziehend.
Die Choreographie und vor allem die Darsteller der Titelpartie stehen vor der reizvollen Aufgabe, die Doppelnatur von Jekyll/Hyde allein durch Körper und Tanz auszudrücken. Der Komponist Andreas Breiter hat zum Stoff eine fesselnde Partitur für großes Orchester geschrieben. Die stark rhythmusbezogene Musik leuchtet sowohl die immer wieder aufblitzenden heiteren Momente als auch die düstere und unheimliche Grundstimmung des Werkes vortrefflich aus.